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Geschichte des Ciders

Mercator-1595

Wilde Apfelbäume gab es schon vor unserer Zeitrechnung auf der Insel. Die Römer waren es, die den Briten zeigten, wie man den Apfelanbau kultivierte - und die die notwendige Technologie mitbrachten, um Apfelsaft in größerem Umfang pressen zu können. Der Begriff Cider leitet sich wahrscheinlich vom hebräischen Wort Shekar oder Sekar (starker Trunk) ab, ebenso wie der heutige Sugar /Zucker. Vermutlich waren es iberische und bretonische Händler, die den Briten Shekar schmackhaft machten und somit den Grundstein britischer Ciderkultur legten.

Während der angelsächsischen Herrschaft jedoch geriet der Apfelanbau weitgehend in Vergessenheit. Erst die normannische Eroberung beflügelte 1066 den Siegeszug des Ciders. In England fanden die Normannen ähnliche Bedingungen vor wie in ihrer nordfranzösischen Heimat. Aufgrund des Golfstroms dominieren milde Temperaturen und Wetterbedingungen das dortige Klima, der Jahresniederschlag ist relativ hoch. Keine optimalen Bedingungen für den Weinanbau, für Äpfel jedoch ideal.


Eroberer als Kultivierer

normannen-cider.jpg Die Normannen brachten viele Veränderungen mit nach Britannien, von denen die neue Cider-Kultur sicherlich zu den angenehmsten gehörte. Cider wurde immer populärer, nicht nur bei den Eroberern, sondern auch bei den Angelsachsen. Neue Apfelsorten wurden eingeführt, die Produktion stieg rapide, mehr und mehr Keltereien schossen aus dem Boden: Vor allem die Klöster leisteten Pionierarbeit. Cider mutierte zum Volksgetränk. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Cider erstmals explizit in den königlichen Steuerurkunden geführt wurde.


Ein königlicher Trunk

Cider war auch der Trunk von Königen. Prominent-berüchtigster Cider-Trinker des Mittelalters war wohl König Johann Ohneland (1199-1216), dank Robin Hood besser bekannt als Prinz John. Johann starb an der Ruhr, wahrscheinlich aufgrund exorbitanten Genusses britischen Apfelweins. Mit anderen Worten: John hatte sich zu Tode gesoffen - Cider als Rächer der Enterbten! (andere Quellen berichten von verdorbenem Erbsenbrei, vielleicht war es auch eine Kombination aus beidem)


Allgegenwärtige Cider-Kultur

Geschichte-traditional-harv.gif Bereits für die Zeit um 1300 gibt es Quellenbelege für die Produktion von Cider in den Grafschaften Buckinghamshire, Devonshire, Essex, Gloucestershire, Herefordshire, Worcestershire, Kent, Norfolk, Somerset, Suffolk, Surrey und Sussex. Selbst in Yorkshire wurde Cider produziert. Nahezu auf jedem Bauernhof stellte man Cider für den Eigenbedarf her, für ein paar Apfelbäume war immer Platz. Ab dem 18. Jahrhundert wurde Landarbeitern ein Teil des Lohns sogar per Cider ausgezahlt, üblich waren 3 bis 4 Pints (1 Pint = 0,568 Liter) pro Tag. Für die Arbeiter war die Cidermenge ein Statussymbol: Wer es auf 8 oder 9 Liter pro Tag brachte, galt als Spitzenkraft! Vor allem in den Hauptanbaugebieten in West-England wurden bis zu 20 % des Lohnes in Cider ausgezahlt. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts stießen sich klerikale Kreise daran, Löhne in Form von alkoholischen Getränken zu zahlen.
1887 wurde diese Bezahlung dann auch per Gesetz verboten, seitdem muss man Cider mühselig in britischen Supermärkten kaufen - oder bequem in unserem Online-Shop.


Wassailing - Brauchtum vergangener Zeiten

Copyright: NACM

Das 'Wassailing' (angelsächsisch: 'wes hal': gute Gesundheit) ist ein alter Brauch, der Apfelbäume vor bösen Geistern schützen sowie einen reichen Ertrag sichern soll. Erstmals für das späte 17. Jh. belegt, wird diese Tradition vereinzelt noch heute im Westen Englands begangen.Das Ritual umfasst fünf Kernelemente, die je nach Region stark variieren können. Zuerst versammelt man sich um den Baum, anschließend wird der 'Wassailing-Song' vorgetragen, dann gießt man Cider über die Baumwurzeln. Damit soll der 'Lebenssaft' von Jahr zu Jahr weitergegeben werden. Danach wird viel Lärm und Krach veranstaltet, um böse Geister zu vertreiben. Abschließend trinkt man auf das Wohl des Baumes, und zwar so oft, wie man glaubt, dass es notwendig ist - und da 'Wassailing' im kalten Januar begangen wird, ist meist sehr viel Cider notwendig ...


Bildergalerie - Cider-Museum Hereford

In Hereford gibt es ein eigenes Museum rund um den Cider. Cider & more war zu Besuch vor Ort:
Impressionen zum Durchklicken [
zur Bildergalerie].
 
Quellen: National Association of Cider Makers, UK (NACM), J. Briggs, T. Bruning: Cider (St. Albans 2009)
 

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